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Ist Weißenfels eine Fabrik für Luftschlösser?


Wenn man sich die Presse der letzten Wochen und Monate zur Hand nimmt, dann kann man große Schlagzeilen lesen.



Kann aus Intex-Gebäude ein deutschlandweit bekanntes Schuhmuseum werden? [Link]

Gloria als Kletterpark: Einblick in Weißenfels' Millionen-Projekt [Link]

Neue Pläne für Gartenareal von Neu-Augustusburg in Weißenfels [Link]

Nach langem Gezerre: Neuer Radweg für die Weißenfelser Neustadt [Link]

41 Millionen Euro für das Weißenfelser Schloss [Link]

Und dann fragt man sich, in Anbetracht dessen, dass auch von anderen Großprojekten gesprochen wird (IKIG):

Nehmen die sich da nicht zu viel vor?

Was haben sich die Weißenfelser gefreut, dass die Leipziger Straße, die ja auch lange Zeit umfahren werden musste, endlich geöffnet wird. [Link] Und nun, die Ernüchterung. Die Straße muss erneut gesperrt werden. [Link] Offensichtlich war es in der mehr als zweijährigen Bauphase der Straße nicht möglich, ein Bauteil für den Durchlass des Borauer Grabens mitzuplanen und durchzuführen, weshalb erneut vier Wochen lang kein Verkehr auf der Straße entlanggeführt werden kann.

Die im Jahr 2020 begonnene Sanierung der Schwimmhalle in Weißenfels, die wichtig für die Stadt und nicht allein für das Schulschwimmen ist, steht ebenso auf tönernen Füßen, denn Baupfusch sorgt für die Unbenutzbarkeit des Hauses. [Link] Wer und ob am Ende die finanziellen Schäden gedeckt werden können und die Halle wirklich wieder in Betrieb gehen kann, ist vollkommen offen.

Seit beinahe drei Jahren ist auf dem Kugelberg der NP geschlossen, die Bewohner sind gezwungen, weitere Wege in Kauf zu nehmen, um sich versorgen zu können. [Link] Eine Lösung ist nicht in Sicht. Die Anwohner arrangieren sich mit der Situation, sind aber grundlegend nicht zufrieden. Nicht wenige sehen sich allein gelassen.

Schauen wir mal weiter. In unseren Kindertagesstätten fehlt es an vielem. Liebevolle Mitarbeiter, bunte Gruppenräume und Einfallsreichtum sind vielleicht gute Kompromisse, trösten aber nicht über fehlendes Personal, fehlenden Platz, teilweise verheerende Baumängel, veraltete Anlagen und fehlende Möglichkeiten, das Bildungskonzept des Landes Sachsen-Anhalt durchsetzen zu können, das im Leitfaden „Bildung elementar“ festgelegt ist.

In den Schulen dasselbe Trauerspiel. Keine der Weißenfelser Grundschulen arbeitet mit 100%iger Besetzung bei den Lehrkräften. Unterricht wird durch Schulsozialarbeiter gedeckelt, weil keine Lehrer da sind. Der Unterricht wird auf das Minimum reduziert, die Klassen zusammengelegt, bis der Brandschutz eingreift. Ob die Lehrkraft diese Masse an Kindern bewältigen kann, steht nicht zur Debatte. Dazu kommen sanitäre Anlagen, die keinen Tropfen warmes Wasser ausspucken, Toiletten, von denen im Idealfall zwei von zehn funktionieren, und Hausmeister, die mit Gottvertrauen, Panzertape, WD40 und Bauschaum reparieren, was das Zeug hält, denn Neuanschaffungen sind nicht drin. Auf den Schulhöfen wurden teilweise die „teuren“ Bänke durch Betonklötze ersetzt, weil es billiger ist.

In Weißenfels allein fehlen um die 400 Pflegeplätze, im Burgenlandkreis summiert es sich auf 2.500. Ältere Menschen werden nicht selten schlecht zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt, die nach einer Weile auch an ihre Grenzen stoßen. Einen Pflegeplatz zu bekommen, ist wie ein Fünfer im Lotto. Einen bezahlbaren Platz zu finden, wäre der Sechser mit Superzahl.

Schon vor Jahren wurde im Krankenhaus Weißenfels die Entbindungsstation wegrationalisiert, nicht zuletzt, weil man den Hebammen keine Perspektiven bieten wollte. Nutznießer ihrer Dienste sein, aber keine Verträge anbieten, die ihnen finanzielle Entlastungen gebracht hätten. Dass sie unter diesen Bedingungen einfach sagen konnten: „So nicht“, wurde hingenommen.

Natürlich kann eine Stadt, ein Stadtrat oder ein Bürgermeister versuchen, durch Gespräche Konflikte zu lösen und Ideen zu entwickeln, wie es für alle schöner und besser wird, doch bleibt es eine Frage der Prioritäten.

Sollten nicht erst mal unsere Gehwege, Spielplätze, Parks, Straßen und Sportplätze in Schuss gebracht werden? Sollte nicht die Ordnung hergestellt werden? Papierkörbe aufgestellt und geleert, Rasenflächen gemäht, Pflaster verlegt, Straßenlampen repariert und wieder in Betrieb genommen werden? Hundewiesen müssen ebenfalls gemäht werden, Einzäunungen fehlen bei allen, und eine Wasserentnahmestelle für die Hunde wäre auch klasse.

Vielleicht sollte man über Problemlösungen nachdenken, die sich im Alltag zeigen. Zum Beispiel fehlende Möglichkeiten, eine Toilette aufzusuchen, wenn man mit dem Kind auf dem Spielplatz ist. In anderen Städten gibt es beispielsweise auch Kisten, in denen Sandspielzeug und Bälle hinterlegt sind, die die Kinder nutzen, wenn sie auf dem Spielplatz sind. Die Eltern achten darauf, dass alles bleibt, wo es war, damit auch beim nächsten Mal etwas zum Spielen da ist. Einen Spielplatz aufzustellen, ist nicht die einzige Arbeit. Man muss auch dessen Sicherheit und Unversehrtheit regelmäßig prüfen. An dem einen oder anderen Spielplatz gibt es Spielplatzpaten, die den Platz sauber halten und darauf achten, dass alle Geräte in Ordnung sind. Eine Sicherung der Kinder durch Zäune vor dem fließenden Verkehr ist nur an einem Spielplatz im Stadtgebiet vorhanden.

Aber am Ende sind das ja nur kleine Sorgen. Man muss Großprojekte anfassen, oder?

Verfasser: Carla Kolumná  |  24.09.2024

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