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Nie wieder Krieg im Burgenlandkreis - Wo sind die Regional-Politiker?


Am Mittwoch, den 6. November 2024, findet auf dem Marktplatz in Weißenfels eine Friedenskundgebung statt – ein Appell an Politik und Gesellschaft, den Krieg hinter sich zu lassen und aktiv für den Frieden einzutreten. Unter dem Motto „Nie wieder Krieg“ wird der bekannte Friedensaktivist Reiner Braun als Gastredner auftreten. „Waffen schaffen keinen Frieden, sondern töten tagtäglich“, ist zentral für die Veranstaltung. Doch während solche Friedenskundgebungen in den letzten Jahren deutschlandweit an Bedeutung gewonnen haben, bleibt die Lokalpolitik solchen Veranstaltungen nach wie vor oft fern – eine Haltung, die Fragen aufwirft und kritische Diskussionen anregt.



Das Schweigen der Politik – eine fehlende Positionierung?

Die Abwesenheit lokaler und überregionaler politischer Vertreter auf Veranstaltungen wie dieser Friedenskundgebung ist leider kein neues Phänomen. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen bleiben Politiker den Initiativen, die sich gegen Krieg und für Abrüstung einsetzen, meist fern. Warum diese Distanz zu Friedensinitiativen? Für viele Kritiker ist diese Zurückhaltung mehr als eine bloße Terminsache – sie spiegelt eine tiefere Gleichgültigkeit oder sogar ein bewusstes Desinteresse wider. Wenn die Politik an solchen Veranstaltungen kaum Anteil nimmt, signalisiert das, dass Frieden und Abrüstung nicht ganz oben auf der Agenda stehen, obwohl die Bürgerinnen und Bürger zunehmend nach Sicherheit und Stabilität verlangen.

Es wirkt fast so, als hätten politische Entscheidungsträger Angst, sich mit dem Thema Frieden und Abrüstung zu sehr zu identifizieren. Schließlich könnten dadurch Konflikte mit der Landes- und Bundespolitik entstehen, die einen friedensorientierten Kurs als hinderlich betrachten. Wenn Politiker solche Veranstaltungen bewusst ignorieren, verstärken sie indirekt den Eindruck, dass Frieden in der realpolitischen Praxis wenig zählt – es sei denn, er lässt sich zur Durchsetzung eigener Interessen instrumentalisieren.

Wer profitiert vom Krieg?

Krieg und Aufrüstung sind für manche Interessensgruppen und Unternehmen ein lukratives Geschäft. Die Rüstungsindustrie ist eine der mächtigsten Industrien weltweit und hat ein handfestes Interesse daran, dass Spannungen bestehen bleiben oder sogar eskalieren. Rüstungsunternehmen üben massiven Druck auf Politiker aus, um sicherzustellen, dass Verteidigungsbudgets nicht nur konstant bleiben, sondern im besten Fall noch steigen. In dieser Spirale der gegenseitigen Abhängigkeiten profitieren sowohl politische Akteure als auch Industrien: Die einen sichern sich Einfluss und Kapital, die anderen eine Rechtfertigung für expansive Militärhaushalte.

Während Friedensaktivisten wie Reiner Braun für Abrüstung plädieren, bleibt die Realität oft eine andere: Waffenexporte boomen, Militärbündnisse verstärken sich und neue Konfliktherde werden durch die Politik schneller erzeugt, als die alten gelöst werden können. Die Friedenskundgebung in Weißenfels ist ein Aufruf, sich dieser Realität bewusst zu werden und die Rolle, die das politische Establishment in diesem System spielt, kritisch zu hinterfragen.

Angst als Kontrollinstrument der Politik

Politiker wissen, dass Angst ein mächtiges Werkzeug ist, um die Bevölkerung zu kontrollieren und bestimmte Maßnahmen durchzusetzen, die ohne Bedrohungsszenarien niemals akzeptiert würden. In einer Welt, die ständig von Krisen – ob militärisch, wirtschaftlich oder klimatisch – geprägt ist, schafft ein Gefühl der Unsicherheit in der Bevölkerung Raum für politische Manöver, die sonst auf Widerstand stoßen würden.

Die Erhöhung von Militärausgaben wird häufig mit nationaler Sicherheit und Verteidigung gerechtfertigt. Angesichts von „Bedrohungen von außen“ – ob reale oder inszenierte – sind Bürgerinnen und Bürger bereit, Einschränkungen hinzunehmen, die sie unter friedlichen Bedingungen als inakzeptabel betrachten würden. Diese Taktik ermöglicht es der Politik, die Verteidigungsbudgets zu erhöhen und gleichzeitig die Akzeptanz für teils umstrittene Gesetze oder Maßnahmen zu fördern, die die Bürgerrechte einschränken. Indem die Bevölkerung ständig in einem Zustand latenter Angst gehalten wird, ist sie eher geneigt, militaristische und restriktive Maßnahmen zu tolerieren.

Der geopolitische Machtkampf – Frieden als Hindernis?

Ein weiterer Aspekt ist der geopolitische Nutzen, den viele Staatsführer aus militärischen Konflikten ziehen. Internationale politische Machtkämpfe werden häufig nicht mit diplomatischen Mitteln, sondern mit militärischer Präsenz und Intervention ausgetragen. Mächtige Staaten sichern sich strategische Ressourcen und Einfluss durch die Unterstützung von Konflikten in bestimmten Regionen. Diese geopolitischen Interessen stehen oft über humanitären Überlegungen und machen den Frieden zu einem Hindernis, wenn er die eigenen Machtbestrebungen blockiert.

Die Abwesenheit der Politik bei Friedensveranstaltungen ist somit auch ein Zeichen dafür, dass die geopolitischen Interessen, die oft im Hintergrund stehen, mit den Werten der Friedensbewegung schlichtweg unvereinbar sind. Die Politik ist sich der Tatsache bewusst, dass friedenspolitische Positionen Einflussbereiche gefährden und das System der militärischen aber auch politischen Machtausübung ins Wanken bringen könnten.

Friedensbewegungen als Gegenkraft

Angesichts dieser komplexen Verstrickungen zwischen Politik, Rüstungsindustrie und geopolitischen Interessen wird die Rolle der Friedensbewegungen umso wichtiger. Die Friedenskundgebung in Weißenfels bietet der Bevölkerung eine Plattform, um sich gegen die Militarisierung und die Aufrüstungspolitik auszusprechen. Sie erinnert daran, dass Krieg und Waffen niemals zur Lösung von Konflikten beitragen können, sondern nur weiteres Leid verursachen.

Dass die Lokalpolitik solchen Veranstaltungen meist fernbleibt, mag entmutigend wirken, aber es sollte auch als Weckruf dienen. Die Bürgerinnen und Bürger haben es in der Hand, den Druck zu erhöhen und immer wieder zu betonen, dass ihre Priorität der Frieden ist – unabhängig von den wirtschaftlichen oder politischen Interessen der Mächtigen.

Warum wir mehr Friedenskundgebungen brauchen

Während die Politik schweigt und die Verteidigungsausgaben weiter steigen, sendet die Friedensbewegung ein klares Signal: Die Menschen sind bereit, sich gegen Krieg und Rüstungswahn zu stellen und verlangen nach echten Lösungen für eine friedliche Zukunft. Veranstaltungen wie die Friedenskundgebung in Weißenfels verdeutlichen, dass die Sehnsucht nach Frieden in der Gesellschaft lebt.

Solche Kundgebungen sind ein wichtiger Beitrag, um das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen und den politischen Druck zu erhöhen. Frieden ist nicht nur ein Ideal, sondern eine Notwendigkeit, die politische Priorität haben sollte. Die Abwesenheit der Regional-Politik bei diesen Veranstaltungen zeigt, wie wenig Interesse die Politiker an dem haben, was die Bevölkerung will. Und die Regional-Politik zeigt auf, wie sehr sie sich an "die Vorgaben von oben" halten muss, dass sie eben nicht unabhängig im Sinne der Bürger handeln kann, darf oder will. Gut finde ich das nicht, denn die Regional-Politiker werden von den Bürgern gewählt und nicht von den Landes- oder Bundespolitikern - oder?

Verfasser: Matthias Krüger  |  03.11.2024

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