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Eine Geschichte aus der heutigen DDR - Autokauf schwer gemacht


Also, die Familie möchte einen neuen Kleinbus. Ein praktisches, zuverlässiges Diesel-Modell, das sich preislich irgendwo im Bereich des Erschwinglichen bewegt – also knapp über 40.000 Euro. Das ist im Rahmen des Budgets, wenn es für den alten noch einiges gibt und klingt machbar, oder?



Man kann sich direkt den Duft des Neuwagens vorstellen und die Kinder fröhlich jubelnd auf den Rücksitzen. Doch Moment, denn hier beginnt der Spaß erst so richtig.

Elektro? Bitte nicht.

Ein elektrischer Kleinbus? Hm, nein danke. Die Reichweite von bestenfalls 300 Kilometern (wohl eher weit darunter) passt einfach nicht für längere Strecken, und mit über 10.000 Euro Aufpreis könnte die Familie auch gleich ihr Wohnzimmer verkaufen. Und wofür? Damit sie auf halber Strecke liegen bleibt und permanent eine Steckdose suchen muss? Nö, woll'mer nich'! Sie entscheiden sich also für einen Diesel, einen echten, trotzdem modernen Diesel – aber das ist ja nun fast schon revolutionär.

Diesel-Kleinbus: Verfügbar, aber nur theoretisch

Die Freunde bei Stellantis (das sind die mit Citroën, Peugeot, Opel und Fiat) haben derzeit wieder Diesel-Modelle im Angebot, nachdem es in den letzten Jahre nur Elektro-Vans gab. Man fühlt sich fast in die Blütezeit der Autoindustrie zurückversetzt – Diesel, Freiheit, Tanken erst nach über 1.000 Kilometern. Nun, ein solches Modell war tatsächlich im Internet aufgetaucht! Schnell zum Hörer gegriffen und mit dem Händler telefoniert. Die Frage „Ist das Auto noch zu haben?“ löst am anderen Ende erstmal einen Moment ehrlichen Bedauerns aus. Verkauft. Natürlich.

Aber nicht verzagen! Ein neues Modell bestellen, das sollte doch möglich sein, oder? Nun, nicht ganz. Denn wir leben nicht mehr in den goldenen Zeiten des Marktes, wo das Verhältnis von Angebot und Nachfrage noch eine Selbstverständlichkeit war. Heute ist die Sache mit dem CO₂-Kontingent zu beachten – ja, richtig gelesen. Stellantis darf nur eine streng limitierte Anzahl dieser bösen, umweltzerstörenden Dieselfahrzeuge produzieren, und das auch nur so lange, wie der CO₂-Fußabdruck nicht aus den Pariser Klima-Zehenschuhen herausfällt. Die Stückzahl ist begrenzt.

Die Anfragen? Groß! Doch Stellantis fügt sich eben den politischen Vorgaben. Die Stückzahlen regeln hier nicht Angebot und Nachfrage, sondern neuerdings Wartelisten und Umweltauflagen. Man kann sich direkt in eine Zeit zurückversetzt fühlen, als die DDR auf den freien Westen schaute und sich fragte, wie das wohl so ist, wenn man im Laden kauft, was man wirklich will.

Ein Hauch DDR in 2024

Ja, die DDR war zwar nicht perfekt, aber wenigstens hatten auch dort die Menschen eine Warteliste. Damals lag es an der Rohstoffknappheit und der Tatsache, dass politische Entscheidungen mit effizienten Fertigungsmethoden wenig am Hut hatten. Heute ist es nicht etwa der Mangel an Ressourcen, sondern der Überschuss an Regeln, die sich so anfühlen, als hätte man sich in einem Büro voller guter Absichten verheddert.

Das ironische Detail an der Geschichte: Der aktuelle Kleinbus der Familie hat nun schon das stolze Alter von zehn Jahren erreicht. Und so heißt es nun weiter: Kilometer runterschrauben, zum Mechaniker beten und hoffen, dass der treue Kasten es noch eine Weile macht. Fast wie in der DDR eben – da fuhr man auch, was man hatte, weil die Alternativen bestenfalls in der Fantasie existierten.

Dem Händler wurde über das Telefon erklärt, dass wir die Regierung stürzen müssen. Man konnte sein zustimmendes Lachen vernehmen. Mit Humor kann man eben vieles leichter ertragen.

„Dann kauf doch was anderes!“

Natürlich gibt es die schlauen Ratgeber, die rufen: „Dann nimm doch einen Ford, einen VW oder gar einen Mercedes!“ Ein edler Vorschlag, wirklich. Nur: In der Preisklasse von Ford, VW und Mercedes müsste man dann schon im Vorfeld die Spendierhosen anziehen. Wer einen Kleinbus von diesen Herstellern in vergleichbarer Ausstattung möchte, darf direkt nochmal 10.000 Euro draufpacken. Übrigens: Das sind noch nicht einmal die Elektro-Modelle.

Wer trotzdem auf dieser Meinung beharrt, darf gern eine ordentliche Überweisung an unten stehenden Bankverbindung machen. Wobei: Alle anderen dürfen das auch! Die Familie dankt schon mal im Voraus. Bis dahin erfreuen sie sich weiterhin des Lebens in dieser schönen, EU-regulierten, aber irgendwie doch wieder deutschen und demokratischen Republik.

Wenn die geliebten Politiker festlegen, dass die Unternehmen und die Bürger irgendwas nicht dürfen, dann dürfen die das eben nicht. Und das ist gut so, stimmt's?

Verfasser: Michael Thurm  |  30.10.2024

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