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Ich finde, dass Sie hier nicht hergehören - CSD in Weissenfels, Burgenlandkreis


In den letzten Tagen stieß ich auf ein Video des YouTube-Kanals „Weichreite TV“, das einmal wieder bei mir Kopfschütteln verursacht hat. Der Betreiber, der für seine unabhängige Berichterstattung bekannt ist, veröffentlichte einen Zusammenschnitt seiner Erlebnisse auf dem Christopher Street Day (CSD) in Weißenfels im Burgenlandkreis vom 2023. Die gezeigten Szenen offenbaren erschreckende Einblicke in das Verhalten jener, die sich für Toleranz und Vielfalt einsetzen – und dabei selbst oft das Gegenteil leben.


Im Video wird deutlich, wie der Streamer Weichreite nicht nur beschimpft und beleidigt, sondern auch angespuckt, mit Wasser bespritzt, geschubst und sogar bedroht wurde. Eine Welle der Feindseligkeit schlug ihm entgegen, die in scharfer Ironie zu den Forderungen nach Akzeptanz und Offenheit stand, die auf solchen Veranstaltungen eigentlich propagiert werden. Zudem sind mehrere Szenen zu sehen, in denen ihm von Demonstranten der Stinkefinger gezeigt wird, ohne dass die Ordner der Veranstaltung einschritten.

Ich finde, dass Sie hier nicht hergehören.

Auch aus politischen Kreisen kamen wenig konstruktive Reaktionen. Birke Bull-Bischoff, Politikerin der Linken, ist im Video zu hören, wie sie zu Weichreite sagt: „Ich finde, dass Sie hier nicht hergehören. Aber wenn Sie sich das so antun wollen, können Sie das ruhig weitermachen.“ Auf Weichreites Nachfrage, ob nicht eigentlich niemand auf der Veranstaltung ausgegrenzt werden sollte, blieb eine Antwort aus. Die Atmosphäre des Videos vermittelt eine deutliche Ablehnung gegenüber dem Streamer.

Warnung vor einem rechtsextremen Streamer

Ein weiterer Vorfall ist ebenfalls im Video dokumentiert: Ein Redner – vermutlich Eric Steht, ebenfalls von der Linken – warnt in einer Durchsage explizit vor Weichreite. Er bezeichnet ihn als "rechtsextremen Streamer" und fordert die Teilnehmer auf, besonders vorsichtig zu sein und nicht in seine Kamera zu blicken. Dabei betont er, dass die Polizei offenbar nichts gegen ihn unternehmen könne, was für ihn nicht nachvollziehbar war. Auch hier wird der Streamer als Bedrohung dargestellt, obwohl er lediglich filmte.

Einschränkung der Pressefreiheit

Besonders alarmierend ist der Verlauf des zweiten Videos, in dem am Ende zu hören ist, wie einige Teilnehmer fordern, dass Weichreite von der Demo entfernt werden solle – mit der Begründung, er habe keinen Presseausweis. Diese Forderung ist bemerkenswert, denn sie verweist auf eine problematische Einstellung zur Meinungsfreiheit und Pressearbeit. Es stellt sich die Frage: Muss man einen Presseausweis haben, um über gesellschaftliche Ereignisse zu berichten?


Ein Live-Stream als ehrlichste Form des Journalismus

Weichreite setzt bei seinen Berichterstattungen auf Livestreams – eine Form des Journalismus, die, so könnte man argumentieren, die ehrlichste überhaupt ist. Ein Live-Stream dokumentiert die Ereignisse in Echtzeit, ohne die Möglichkeit, später durch Schnitte oder Kommentierungen das Geschehen zu beeinflussen oder zu formen. Diese Art von Berichterstattung bietet dem Zuschauer die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der Situation zu machen, ohne dass durch journalistische Einordnungen oder Manipulationen der Eindruck verändert wird.

Gerade auf dem CSD, wo für Vielfalt und Transparenz geworben wird, sollte man meinen, dass eine offene und unverfälschte Dokumentation des Geschehens willkommen wäre. Doch Weichreite zeigt in seinen Videos, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Während auf Demonstrationen von Regierungskritikern oder oppositionellen Gruppen häufig keine Probleme mit Streamern bestehen, trifft er hier auf Ablehnung und Misstrauen. Es entsteht der Eindruck, dass eine vollständige Transparenz nicht erwünscht ist.

Presseausweis – ein Instrument der Kontrolle?

Dass Weichreite das Fehlen eines Presseausweises zum Verhängnis gemacht werden sollte, ist eine bemerkenswerte Entwicklung. Dabei stellt sich die Frage, warum ein Presseausweis in diesem Zusammenhang überhaupt als notwendig erachtet wird. Historisch betrachtet ist der Presseausweis nicht nur ein Instrument der Legitimation von Journalisten, sondern auch eines der Kontrolle.

In autoritären Systemen wurde der Presseausweis oft als Mittel genutzt, um den Journalismus zu regulieren und oppositionelle Stimmen zum Schweigen zu bringen. Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland durften nur Journalisten berichten, die einen staatlich genehmigten Presseausweis besaßen. Nur wer im Sinne des Regimes berichtete, erhielt diese offizielle Legitimation. Kritische Stimmen wurden ausgeschlossen und der Zugang zu Informationen kontrolliert.

Ähnlich war es in der DDR: Auch dort war der Presseausweis unerlässlich, um als Journalist arbeiten zu können. Nur diejenigen, die dem Staat treu ergeben waren und linientreue Berichte lieferten, hatten Zugang zu Informationen und öffentlichen Veranstaltungen. Freie Berichterstattung war unerwünscht, und ein Presseausweis diente dazu, regierungstreue Journalisten von unerwünschten Berichterstattern zu unterscheiden.

Pressefreiheit als Grundrecht

In Demokratien hingegen gilt die Pressefreiheit als Grundrecht, das es jedem ermöglichen sollte, Informationen zu sammeln und zu verbreiten – unabhängig davon, ob man einen offiziellen Presseausweis besitzt oder nicht. Die Forderung nach einem Presseausweis, wie sie im zweiten Video von Weichreite zu hören ist, erinnert daher an eine Form der Kontrolle, die eher aus autoritären Systemen bekannt ist, in denen Berichterstattung überwacht und eingeschränkt wird.

Das Toleranz-Paradoxon – ein scheinbarer Widerspruch

In solchen Fällen wird häufig das sogenannte Toleranz-Paradoxon ins Feld geführt. Dieser Begriff, der auf den Philosophen Karl Popper zurückgeht, beschreibt das Dilemma einer toleranten Gesellschaft: Wie viel Intoleranz darf eine tolerante Gesellschaft zulassen, bevor sie sich selbst gefährdet? Popper argumentiert, dass eine Gesellschaft, die unbegrenzte Toleranz zulässt, Gefahr läuft, von intoleranten Gruppen zerstört zu werden. Deshalb sei es notwendig, Intoleranz nicht zu tolerieren, um die Werte der Demokratie zu schützen.

Doch wann schlägt diese berechtigte Sorge in übertriebene Intoleranz um? In den Videos von Weichreite wird deutlich, dass er von den Demonstranten als unerwünschter Beobachter abgestempelt wird – nicht, weil er selbst intolerant handelt, sondern weil er auch auf Demos anderer politischer Gruppen filmt. Die Tatsache, dass er neutral und ungeschnitten dokumentiert, scheint in diesen Kreisen nicht als willkommen zu gelten. Statt Dialog und Auseinandersetzung erleben wir hier das Ende der Toleranz, wenn es um abweichende Ansichten oder die bloße Präsenz unliebsamer Beobachter geht.

Wie steht es bei den Pseudo-Toleranten tatsächlich um die Meinungs- und Pressefreiheit?

Die Erlebnisse, die Weichreite auf dem CSD in Weißenfels filmte, werfen viele Fragen über den Zustand unserer Gesellschaft und den Umgang mit Meinungsvielfalt auf. Während einige Menschen für Toleranz und Vielfalt demonstrieren, zeigen sie zugleich eine erstaunliche Intoleranz gegenüber jenen, die eine andere Sichtweise haben oder lediglich darüber berichten wollen. Dass Weichreite nicht nur verbal angegriffen, sondern auch bedroht wurde, spricht einmal mehr Bände über den Zustand der Diskussionskultur in den Kreisen der "Pseudo-Toleranten".

Ein Live-Stream als ehrlichste Form des Journalismus bietet die Möglichkeit, Geschehnisse ohne Manipulation oder Verzerrung zu dokumentieren. Gerade in Zeiten, in denen Transparenz gefordert wird, sollte diese Form der Berichterstattung als Bereicherung und nicht als Bedrohung gesehen werden. Man sollte meinen, dass die Teilnehmer und Organisatoren des CSD ein großes Interesse haben müssten, auf diese Weise ihre Vielfalt und Toleranz zu zeigen, dass niemand ausgegrenzt wird und jeder willkommen ist. Die Anfeindungen und die Forderung nach einem Presseausweis erinnert an dunklere Kapitel der Geschichte, in denen die Pressefreiheit stark eingeschränkt war und Journalismus nur mit staatlicher Genehmigung möglich war.

Es bleibt die Frage, wie glaubwürdig eine Bewegung sein kann, die zwar Toleranz fordert, aber im gleichen Atemzug Andersdenkende oder unabhängige Berichterstatter ausgrenzt. Echter Dialog und Meinungsfreiheit sollten nicht durch Intoleranz erstickt werden – auch und gerade dann nicht, wenn es um unbequeme Meinungen geht. Nur so kann eine wirklich offene und tolerante Gesellschaft bestehen.



Verfasser: Michael Thurm  |  30.09.2024

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