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Makler verweigert ukrainischer Flüchtlingsfamilie die Wohnung - Eine herzlose Entscheidung?


Ein Makler verweigert einer ukrainischen Flüchtlingsfamilie die Vermietung eine Ein-Zimmer-Wohnung. War es eine berechtigte Entscheidung oder ein unmenschlicher Akt?



Die moralische Herausforderung: Ein Makler und eine ukrainische Familie im Konflikt der Bedürfnisse


Ein Mietvertrag ist mehr als nur ein Stück Papier; er ist oft der Schlüssel zu Sicherheit und Stabilität. An einem Morgen der vergangenen Woche, als die Sonne über den Dächern eines Vororts von Leipzig schon lange aufgegangen war, standen sieben Bewerber vor der Tür eines Hauses mit einer kleinen 43-Quadratmeter-Ein-Zimmer-Wohnung. Unter ihnen waren sechs Einzelpersonen, die jeweils hofften, das neue Zuhause zu finden, das sie dringend benötigten. Etwas abseits, in der Nähe eines relativ neuen Toyota RAV 4 mit ukrainischem Kennzeichen, wartete eine Familie: Vater, Mutter und zwei Kinder.

Der Makler bemühte sich, alle Interessenten gerecht zu behandeln. Als er auf die ukrainische Familie zuging und sie ansprach, eröffnete sich ihm ein Bild von Hoffnung und Verzweiflung. Die Familie erklärte ihm in englischer Sprache, dass sie die Wohnung nicht zum Wohnen benötigten, sondern lediglich als Adresse für das Jobcenter. Ein solcher Antrag, der ohne die Absicht des tatsächlichen Einzugs gestellt wird, könnte als Sozialbetrug gewertet werden. Der Makler entschied, die Wohnung nicht an die Familie zu vermieten und schickte sie noch vor der Besichtigung weg.

Die ethische Zwickmühle


In dieser Geschichte prallen zwei Welten aufeinander: die Prinzipien eines Vermieters und die verzweifelten Umstände einer Flüchtlingsfamilie. Aus moralischer Sicht stellt sich die Frage, ob der Makler richtig gehandelt hat. Ist es verwerflich, einer Familie in Not zu helfen, selbst wenn dies gegen bürokratische Vorschriften und Gesetze verstößt? Oder war seine Entscheidung, sich strikt an die Regeln zu halten, die einzig richtige?

Einerseits könnte man argumentieren, dass der Makler durch seine Entscheidung den Sozialbetrug verhindert hat. Es ist nicht zu leugnen, dass es Missbrauch im Sozialsystem gibt, und jede leerstehende Wohnung könnte einem Bedürftigen entgehen, der tatsächlich ein Zuhause sucht. Zudem könnte die Annahme des Angebots der ukrainischen Familie ein Signal an andere senden, dass Missbrauch toleriert wird, was langfristig das Vertrauen in das System untergraben könnte.

Die verzweifelte Lage der Familie


Auf der anderen Seite steht die Notlage der ukrainischen Familie. Krieg und Vertreibung haben sie aus ihrer Heimat gerissen und in ein fremdes Land geführt. In solch extremen Situationen suchen Menschen nach Wegen, ihr Überleben zu sichern und ihre letzten Besitztümer zu bewahren. Der Toyota RAV 4, den die Familie besitzt, könnte ihr einziges wertvolles Gut sein, das ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle über ihr Schicksal gibt. Der Gedanke, alles verkaufen zu müssen, um in einem fremden Land zu überleben, ist erschreckend und bedrückend.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Familie möglicherweise nicht aus Boshaftigkeit oder Betrugsabsicht handelte, sondern aus purer Verzweiflung. In ihrer Situation könnte die Aussicht auf zusätzliche Unterstützung durch das Jobcenter den Unterschied zwischen Überleben und kompletter Mittellosigkeit bedeuten.

Ein moralisches Dilemma ohne einfache Lösung


Die Entscheidung des Maklers mag auf den ersten Blick hart erscheinen, doch sie spiegelt die Komplexität wider, die oft mit moralischen Dilemmata verbunden ist. Es gibt keine einfache Antwort darauf, was richtig oder falsch ist. Jede Handlung hat Konsequenzen, und in diesem Fall treffen die Bedürfnisse und Hoffnungen mehrerer Parteien aufeinander.

Vielleicht liegt die Lösung nicht in der Entscheidung eines Einzelnen, sondern in einem größeren, systemischen Ansatz. Die Behörden und die Gesellschaft insgesamt müssen Wege finden, um den Bedürfnissen von Flüchtlingen gerecht zu werden, ohne das Vertrauen in das Sozialsystem zu untergraben. Gleichzeitig sollten wir Mitgefühl und Verständnis für die individuellen Schicksale entwickeln, die hinter den bürokratischen Hürden stehen.

Der größere Kontext: Politik und Krieg


Es ist unverkennbar, dass der andauernde Krieg in der Ukraine der wesentliche Faktor für die Notlage der Familie ist. Die Politik sollte alles daran setzen, diesen Krieg zu beenden und Frieden herzustellen. Doch derzeit sieht es leider nicht danach aus, dass die politischen Entscheidungsträger in Europa entschlossen genug sind, diesen Konflikt nachhaltig zu beenden. Während die diplomatischen Bemühungen wie die des ungarischen Ministerpräsidenten scharf kritisiert werden und militärische Strategien im Vordergrund stehen, leiden Millionen von Menschen weiterhin unter den Folgen des Krieges.

In einer Welt, die oft von Regeln und Vorschriften bestimmt wird, dürfen wir das Menschliche nicht vergessen. Der Makler und die ukrainische Familie stehen beide stellvertretend für die von der Politik verursachten Probleme, denen wir als Gesellschaft gegenüberstehen. Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass hinter jeder Entscheidung echte Menschen mit echten Bedürfnissen und Ängsten stehen. Es ist unsere Aufgabe, auf die Politik einzuwirken, einen Weg zu finden, der sowohl gerecht als auch menschlich ist und vor allen den Krieg beendet.

Verfasser: Charletha Gaptrich  |  22.07.2024

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