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Ein neuer EDEKA im Zentrum? - Kritik, Pragmatismus, Utopie und fehlende Mitbestimmung


Die Innenstadt von Weißenfels braucht dringend frischen Wind, und der geplante EDEKA-Markt an der Promenade könnte genau das sein. Doch die Stimmen im Stadtrat sind gespalten. Eric Stehr hat mit seiner Kritik an der Stadtverwaltung und der Parkplatzplanung bei vielen Bürgerinnen und Bürgern offene Ohren gefunden. Trotzdem sollten wir das Projekt als Chance betrachten – auch, wenn es bedeutet, Kompromisse einzugehen. Denn die Realität ist: Ohne Investitionen bleiben wir im Stillstand.

Ein neuer Supermarkt als Hoffnungsträger für Weißenfels

Der viele Leerstand in Weißenfels und die teilweise baufälligen Häuser zeigen, wie wenig attraktiv die Stadt bislang für Investoren ist. Zu viele Häuser scheinen nur noch auf einen Termin für den Abriss zu warten und von einem einladenden, lebendigen Stadtbild kann kaum die Rede sein. Ein moderner Supermarkt könnte hier neuen Schwung bringen. Er würde den Bewohnern eine lang ersehnte Einkaufsmöglichkeit direkt in der Innenstadt bieten und könnte dazu beitragen, mehr Menschen in die Stadt zu ziehen – sowohl Kundinnen und Kunden als auch neue Geschäfte.

Das Problem mit den Parkplätzen

Eric Stehr stört sich an einem "riesigen Parkplatz". Doch so riesig wird der gar nicht. Die Idee von Eric Stehr, die Innenstadt am besten weitgehend autofrei und zu einer „Fahrrad-Stadt“ umzugestalten, mag für Studenten einer Großstadt mit einem Hohen Anteil junger Bevölkerung reizvoll klingen. Aber in Weißenfels, im Burgenlandkreis, sieht die Realität anders aus. Viele Menschen hier sind älter und erledigen ihre Einkäufe oft einmal wöchentlich in einem großen Rutsch. Sie können und wollen ihre Lebensmittel nicht zu Fuß schleppen oder mit dem Fahrrad durch die Stadt transportieren. Ohne Auto geht für sie nichts. Auch für Pendlerinnen und Pendler oder Eltern mit Kindern sind solche Vorstellungen unpraktisch. Wir brauchen also Lösungen, die sowohl die Bedürfnisse der Anwohner als auch der älteren Bevölkerung respektieren.

Wer heute schon in Weißenfels mit dem Fahrrad unterwegs sein will, der kann das jederzeit tun. Doch wie man sieht, sind das nicht allzu viele. Umerziehen lassen werden sich die wenigsten wollen. Wird die Innenstadt mehr oder weniger zur autofreien Zone umgestaltet, ist der Einzelhandel über kurz oder lang tot. Die Idee von Stehr bewirkt das Gegenteil dessen, was er sich wünscht.

Klicken sie auf den Text, damit sich der Post von Eric Stehr vollständig anzeigen lässt.

Es ist klar, dass der neue Supermarkt Parkplätze benötigt, um für Kundschaft aus der Umgebung attraktiv zu sein. Fußläufig wohnen einfach nicht genug Menschen, um den Markt auf Dauer zu halten. Und wenn wir den Investoren keine Möglichkeit geben, Kunden von außerhalb anzuziehen, wird das Projekt zum Scheitern verurteilt sein. Sicherlich könnte man über ein Parkhaus nachdenken, doch wer soll das finanzieren? Parkgebühren werden viele Menschen abschrecken und dazu führen, dass sie lieber zu den Supermärkten fahren, wo das Parken kostenlos ist. Zumal die Angebote im neuen EDEKA ähnlich sein werden.

Weißenfels muss pragmatisch denken

Wir dürfen nicht vergessen, dass Weißenfels keine Touristenhochburg ist und wahrscheinlich auch nie werden wird. Das heißt, wir müssen realistisch bleiben und pragmatisch denken. Wenn wir uns die Innenstadt als lebendigen Ort wünschen, der für Menschen und Geschäfte wieder attraktiv ist, brauchen wir auch Investoren, die Gewinne machen können. Ohne wirtschaftliche Anreize wird niemand hier investieren. Eric Stehr mag vor „kapitalgierigen Investoren“ warnen, aber ohne Investitionen bleibt Weißenfels weiterhin in seinem Zustand gefangen.

Es ist wichtig, dass wir die Innenstadt von Weißenfels wiederbeleben und dafür auch bereit sind, Kompromisse einzugehen. Ein neuer EDEKA ist keine Bedrohung, sondern eine Chance – wenn wir es schaffen, die Wünsche der Bürger, der Stadt und der Investoren sinnvoll zu vereinen.

Kritik an der Stadtverwaltung: Ein berechtigter Punkt

Trotzdem trifft Stehr in einem Punkt den Nagel auf den Kopf: die fehlende Transparenz seitens der Stadtverwaltung. Es ist frustrierend, wenn wichtige Pläne bereits so gut wie beschlossen werden, ohne dass der Stadtrat und die Bürger frühzeitig in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Gerade in einer Zeit, in der die Menschen das Vertrauen in die Politik mehr und mehr verlieren, sollte die Verwaltung auf eine offene Kommunikation und echte Mitsprache setzen. Die Bürger sollten bei wichtigen Projekten mitreden dürfen und die Planung sollte so gestaltet sein, dass sie als Diskussionsgrundlage dient, die flexibel angepasst oder sogar verworfen werden kann, wenn es keine breite Zustimmung in der Bevölkerung gibt.

Wenn ich Stadtrat wäre und über den Entwurf unmittelbar abstimmen soll, würde ich allein schon aufgrund der Tatsache, dass die Bürger nicht und die Stadträte kaum einbezogen wurden, dagegen stimmen. Sonst lernt es die Verwaltung - der Oberbürgermeister ist darin inbegriffen - nicht, Demokratie zu leben. Es wird immer von Mitbestimmung geredet und Bürger sollen sich einbringen. Doch andererseits wird letztlich immer nur versucht, den Bürgern zu erklären, dass das, was sich in der Verwaltung ausgedacht wurde, das einzig richtige ist und man dies abnicken soll. Das ist keine Mitbestimmung.

Verfasser: Andreas Kaczmarek  |  03.11.2024

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