Neue Schulen braucht das Land - Wie soll Bildung in der Zukunft aussehen? „So kann es nicht mehr weitergehen!“ - „Die Kinder verblöden uns noch in der Schule.“ - „Schon wieder Ausfall, weil die Lehrer krank sind?!“ - „Ich bin kein Lehrer, ich kann dir das nicht beibringen.“ - „Ich als Lehrer schaffe es einfach nicht mehr.“ - „Mit fast 30 Kindern in der Klasse bin ich froh, wenn ich bis zum Stundenende ohne großen Tumult durchgekommen bin.“ - „Wenigstens haben sich heute nicht wieder welche geprügelt.“
Eltern, Lehrer, Pädagogen und die Gesellschaft sind sich einig: Das Thema Bildung gehört in den Fokus der Politik. Veränderung muss her. Und das am besten gestern.
Überforderte Lehrer, die nicht nur ihren Fachbereich abdecken, sondern mal eben schnell Kunsterziehung oder Deutsch mit übernehmen, obgleich sie Physik und Sport unterrichten. Englisch und Französisch werden dann mal rasch von KI und Sprach-Apps vorbereitet, und der unwissende Lehrer wird in der Situation allein gelassen. Das Schlagwort in allen Schulen heißt LEHRERMANGEL.
Ein Begriff, der sich durch die ganze Gesellschaft zieht, denn wo man hinschaut, fehlen überall die Leute. In der Pflege, der Betreuung, im Einzelhandel, im Handwerk. Und mittlerweile ist man überall dazu übergegangen, auf Fachkräfte zu verzichten und Ungelernte als sogenannte Quereinsteiger zu verpflichten. Mancherorts kann das sicher klappen, in der Bildung ist das aber mitunter ein Fehler, den die Kinder und Jugendlichen schwer zu tragen haben werden.
Doch wie soll man dem Mangel an Lehrern Herr werden? Quereinstieg ist nur ein Notnagel, darüber sind sich die meisten einig. Doch wie kann man den Job in den Schulen attraktiver gestalten? Wie kann man das Lernumfeld für die Schüler verbessern? Und vor allem: Wie kann eine Schule in der Zukunft aussehen, wenn man es richtig macht?
Aber fangen wir ganz von vorne an. Fragen wir mal die Fachleute!
Welche Voraussetzungen für das Studium auf Lehramt sind gegeben?
Die allgemeinen Voraussetzungen für ein Lehramtsstudium sind:
- Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder eine andere gleichwertige Qualifikation.
- Zugangsbeschränkungen: Einige Studiengänge können durch einen Numerus Clausus (NC) beschränkt sein, der von der Abiturnote abhängt.
- Sprachvoraussetzungen: Für bestimmte Fächer (z.B. Fremdsprachen) können Sprachnachweise erforderlich sein (z.B. Latinum oder Englischkenntnisse).
- Eignungsprüfungen: In manchen Fällen, wie für das Lehramt in Kunst, Musik oder Sport, sind zusätzliche Eignungstests notwendig.
Wie lange dauert das Studium für die verschiedenen Bildungsgänge?
- Förderschullehramt (Sonderpädagogik):
- Dauer: Ca. 9 bis 10 Semester (5 Jahre).
- Es wird ein zweiphasiges Studium absolviert: Zunächst ein Bachelor-Abschluss (ca. 6 Semester), gefolgt von einem Master-Abschluss (ca. 4 Semester).
- Es werden zwei Förderschwerpunkte studiert (z.B. Lernen, emotionale und soziale Entwicklung, körperliche oder geistige Entwicklung).
- Grundschullehramt:
- Dauer: Ca. 8 bis 9 Semester (4 bis 5 Jahre).
- Besteht aus einem Bachelor (ca. 6 Semester) und einem Master (ca. 2-3 Semester).
- In der Regel werden zwei bis drei Fächer studiert, die für den Grundschulbereich relevant sind (z.B. Deutsch, Mathematik, Sachkunde).
- Gymnasiallehramt sowie Lehramt für Haupt- und Realschulen:
- Dauer: Ca. 9 bis 10 Semester (4,5 bis 5 Jahre).
- Auch hier erfolgt das Studium in zwei Phasen: Bachelor (ca. 6 Semester) und Master (ca. 4 Semester).
- Es werden meist zwei Unterrichtsfächer studiert, die im späteren Schuldienst unterrichtet werden (z.B. Mathematik und Physik oder Deutsch und Geschichte).
Wo sind die Studienorte in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen?
Sachsen-Anhalt:
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Halle): Lehramtsstudiengänge für Grundschule, Sekundarschule, Gymnasium und Förderschule.
- Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: Hier gibt es nur das Lehramt für berufsbildende Schulen.
Sachsen:
- Universität Leipzig: Bietet Lehramtsstudiengänge für Grundschule, Oberschule (Haupt- und Realschule), Gymnasium und Förderschule.
- Technische Universität Dresden: Lehramt für Grundschule, Oberschule, Gymnasium und berufsbildende Schulen.
- Technische Universität Chemnitz: Vorwiegend Lehramt für Grundschule und Oberschule.
Thüringen:
- Friedrich-Schiller-Universität Jena: Lehramt für Grundschule, Regelschule (Haupt- und Realschule), Gymnasium und Förderschule.
- Universität Erfurt: Speziell ausgerichtet auf Grundschullehramt und Förderschullehramt.
- Technische Universität Ilmenau: Lehramt für berufsbildende Schulen.
Wie hoch sind die Kosten des Lehramtsstudiums?
Das Lehramtsstudium in Deutschland, auch in den genannten Bundesländern, ist grundsätzlich gebührenfrei (keine Studiengebühren), da die meisten Universitäten staatlich sind.
Allerdings fallen Semesterbeiträge an, die je nach Universität zwischen 100 und 300 Euro pro Semester liegen. Diese Beiträge umfassen oft das Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr, die Nutzung von Universitätsangeboten und die Verwaltungskosten.
Zusätzliche Kosten:
- Lebenshaltungskosten (Miete, Verpflegung, Lernmaterialien): In Städten wie Leipzig, Halle oder Jena liegen die monatlichen Ausgaben bei ca. 700 bis 1.000 Euro, abhängig vom Lebensstandard und der Stadt.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten für Studierende gibt es?
BAföG:
- Studierende können finanzielle Unterstützung durch das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) erhalten. Der Betrag hängt vom Einkommen der Eltern ab und liegt aktuell bei einem maximalen Satz von 934 Euro pro Monat (Stand 2023).
- Hälfte als Zuschuss, Hälfte als zinsloses Darlehen: Die Rückzahlung des Darlehens beginnt erst nach Abschluss des Studiums und richtet sich nach dem späteren Einkommen.
Stipendien:
- Es gibt zahlreiche Stipendienprogramme, die besonders begabte oder engagierte Studierende fördern. Zu den wichtigsten Anbietern zählen:
- Studienstiftung des deutschen Volkes
- Deutschlandstipendium (500 Euro monatlich)
- Parteinahe Stiftungen (z.B. Konrad-Adenauer-Stiftung, Heinrich-Böll-Stiftung)
- Fachbezogene Stiftungen (z.B. für Lehramtsstudierende bestimmter Fächer)
Nebenjobs:
- Viele Lehramtsstudierende finanzieren sich durch Nebenjobs in der Gastronomie, im Einzelhandel oder als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität.
Bildungskredit:
- Neben BAföG gibt es den staatlichen Bildungskredit, der unabhängig vom Einkommen der Eltern vergeben wird. Dies kann eine zusätzliche Möglichkeit sein, wenn BAföG nicht ausreichend ist.
Landesprogramme zur Lehramtsförderung:
- In einigen Bundesländern gibt es spezielle Programme zur Förderung von Lehramtsstudierenden, insbesondere in Mangelfächern wie Mathematik, Physik oder Förderschullehramt.
- In Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es zudem Programme, um Lehramtsstudierende für den ländlichen Raum zu gewinnen.
Aktuell ist es also so schwer, Lehrer zu werden, doch ist das klassische Lehramt eigentlich noch am Puls der Zeit? Strebt das Land Sachsen-Anhalt nicht schon seit Jahren eine Reformation in der Bildungspolitik an? Doch wo bleibt diese? Ist nicht vielleicht eine ganzheitliche Bildung der bessere Weg als dieses Stückwerk, das wir aktuell in der Bildung verfolgen?
Eine ganzheitliche Bildung von der frühen Kindheit bis zum Abitur erfordert einen durchgängigen, kohärenten Ansatz, der die unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt. Um dies zu gestalten, können verschiedene pädagogische Ansätze kombiniert werden, die sowohl die kognitiven als auch sozialen, emotionalen und kreativen Fähigkeiten fördern. Hier sind einige Ideen, wie eine solche Bildung aufgebaut werden könnte:
Im Elementarbereich (Kindergarten bis ca. 6 Jahre) zum Beispiel:
- Reggio Emilia-Ansatz: Dieser Ansatz fördert Selbstständigkeit, Kreativität und Forschungsdrang. Kinder gestalten ihren eigenen Lernprozess durch die Erkundung von Projekten und werden dabei von Erziehern unterstützt, die als Mentoren fungieren.
- Montessori-Pädagogik: „Hilf mir, es selbst zu tun.“ Montessori setzt auf freie Wahl der Aktivitäten, auf die Entwicklung des Kindes in seinem eigenen Tempo und auf eine vorbereitete Umgebung, die Lernen durch eigenständiges Tun ermöglicht.
In der Grundschule (6 bis 10 Jahre):
- Projektbasiertes Lernen (PBL): Kinder arbeiten an realitätsnahen Projekten, die verschiedene Fächer und Kompetenzen verbinden. Dies fördert Problemorientierung und kreative Lösungen.
- Interdisziplinäres Lernen: Fächerübergreifender Unterricht verbindet z.B. Mathematik, Kunst und Naturwissenschaften, um ganzheitliches Denken zu fördern.
- Freinet-Pädagogik: Bietet ein Umfeld, in dem Kinder durch Kooperation und Erfahrung lernen. Es wird viel Wert auf Selbstausdruck, Kommunikation und praktische Tätigkeiten gelegt.
In der Sekundarstufe I (10 bis 16 Jahre):
- Kompetenzorientierter Unterricht: Hier steht die Förderung von individuellen Fähigkeiten im Mittelpunkt. Anstatt nur Wissen zu vermitteln, wird der Unterricht so gestaltet, dass Schüler Fähigkeiten wie kritisches Denken, Teamarbeit und Selbstorganisation entwickeln.
- Flipped Classroom: Schüler bereiten sich selbstständig mit digitalen Medien auf den Unterricht vor und wenden ihr Wissen dann in der Schule durch praxisnahe Aufgaben und Projekte an.
- Demokratische Bildung: Schulen wie die Sudbury-Schulen setzen auf Schülerautonomie und Partizipation, wo Schüler und Lehrer gemeinsam Entscheidungen treffen.
In der Sekundarstufe II (16 bis 18 Jahre, Gymnasium und Abitur):
- Individualisiertes Lernen: Hier kann das Lernen stärker an die Interessen der Schüler angepasst werden. Mit zunehmendem Alter können Schüler vermehrt Verantwortung für ihre Lernziele übernehmen.
- Interdisziplinäre Projekte: Schüler können an komplexen, interdisziplinären Projekten arbeiten, die verschiedene Bereiche verbinden, z.B. Nachhaltigkeit, Technologie und Kultur.
- Selbstgesteuertes Lernen: In der Oberstufe wird verstärkt auf selbstständiges Arbeiten und eigenverantwortliche Recherche gesetzt. Dabei können Ansätze wie das Problem-based Learning (PBL) angewendet werden, bei denen Schüler reale Probleme lösen.
Helfend ist hier altersübergreifendes und interessenbasiertes Lernen
So könnte altersübergreifende Förderung aussehen:
- Peer Learning: Ältere Schüler helfen jüngeren Schülern beim Lernen. Dies fördert soziale Kompetenzen und vertieft das Verständnis bei beiden Altersgruppen. Zum Beispiel könnten Schüler der Sekundarstufe Projekte in der Grundschule begleiten.
- Flexible Gruppen: Anstelle starrer Klassenzuordnungen arbeiten Schüler in interdisziplinären und altersübergreifenden Gruppen an Projekten. So wird nicht nur das Wissen erweitert, sondern auch die soziale Interaktion gefördert.
- Lernateliers: In offenen Lernräumen können Schüler verschiedenen Alters gemeinsam an Projekten arbeiten, wobei jeder seinen Beitrag leistet und voneinander lernt.
Und so könnte interessenbasiertes Lernen aussehen:
- Wahlfächer und Projekte: Schon in der Grundschule könnten Schüler Projekte und Themen nach ihren Interessen wählen. Die Schule bietet vielfältige Lernangebote, die den Interessen der Schüler entsprechen (z.B. Robotik, Kunst, Sport, Naturwissenschaften).
- Individuelle Lernpfade: Schüler können anhand ihrer Interessen eigene Lernpläne erstellen und Themen tiefer erkunden, die ihnen wichtig sind. Digitale Lernplattformen unterstützen diesen Ansatz, indem sie maßgeschneiderte Inhalte anbieten.
- Kreative Lernumgebungen: Schulen könnten mit offenen Lernlandschaften und Werkstätten ausgestattet werden, die das Lernen durch Erfahrung und kreative Projekte fördern. Die Lernumgebung wird ein zentrales Element, das Kinder motiviert, selbstgesteuert zu forschen.
Die Schulformen der Zukunft verknüpfen verschiedene Ansätze:
- Ein Lernort als Gemeinschaftszentrum:
- Flexible Schularchitektur: Zukünftige Schulen könnten flexible Räume haben, die je nach Bedarf als Gruppenarbeitsplätze, Laboratorien oder Ruheräume genutzt werden. Das klassische Klassenzimmer könnte durch Lernateliers und Projektwerkstätten ersetzt werden.
- Digitale und analoge Lernressourcen: Technologie wird eine wichtige Rolle spielen, jedoch in Kombination mit haptischen und analogen Lernmitteln, um verschiedene Lernstile zu unterstützen.
Die Lehrkräfte sind Lernbegleiter:
- Lehrer fungieren weniger als „Dozenten“ und mehr als Mentoren oder Coaches, die den Lernprozess begleiten, unterstützen und individuell fördern.
- Interdisziplinäre Teams aus Lehrern verschiedener Fachrichtungen könnten zusammenarbeiten, um Themen umfassender und aus verschiedenen Blickwinkeln zu vermitteln.
Die Verbindungen zur Gemeinschaft:
- Schulen sollten sich stärker mit der lokalen Gemeinschaft vernetzen. Unternehmen, Universitäten und kulturelle Institutionen könnten als Partner fungieren und Schüler durch praktische Projekte, Exkursionen und berufliche Orientierungen unterstützen.
Eine zukunftsorientierte, ganzheitliche Bildung sollte kind- und interessenzentriert, altersübergreifend und interdisziplinär sein. Die Betonung liegt dabei auf Flexibilität, Selbstbestimmung, Teamarbeit und einer starken Verbindung zur realen Welt. So wird eine Schule der Zukunft sowohl den individuellen Bedürfnissen der Schüler gerecht als auch den Anforderungen einer sich schnell verändernden Gesellschaft.
Und wie erreichen wir das? - Von Digitalisierung der Klassenzimmer wird gesprochen, also sprechen wir darüber. - Das digitale Klassenzimmer bietet viele Vorteile gegenüber traditionellen Schulbüchern und Arbeitsheften, indem es den Unterricht flexibler, interaktiver und zugänglicher gestaltet. Um eine umfassende digitale Lernumgebung zu schaffen, müssen die technischen Voraussetzungen, pädagogischen Ansätze und die Erfahrungen aus der Pandemie sorgfältig berücksichtigt werden.
Die Ablösung von Schulbüchern und Arbeitsheften durch digitale Inhalte:
- Digitale Schulbücher: Diese können regelmäßig aktualisiert werden, um aktuelle Inhalte zu bieten, und sind multimedial gestaltet, mit Videos, interaktiven Übungen und Simulationen, die das Lernen anschaulicher machen. Sie sind leichter zugänglich, ermöglichen personalisiertes Lernen und unterstützen Schüler bei unterschiedlichen Lerngeschwindigkeiten.
- Arbeitshefte in digitaler Form: Mithilfe von Lern-Apps und Plattformen (wie Moodle, Microsoft Teams oder Google Classroom) können Arbeitsblätter digital bearbeitet werden. Schüler können ihre Antworten direkt eingeben, erhalten automatisiertes Feedback und können Lerninhalte wiederholen.
- Interaktive Lernplattformen: Plattformen wie Kahoot, Quizlet oder H5P bieten interaktive Tests und Spiele an, die den traditionellen Arbeitsheften überlegen sind. Diese fördern eine aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff und stärken die Motivation der Schüler durch Gamification-Ansätze.
- Anpassbarkeit: Inhalte können individualisiert und auf den Leistungsstand der Schüler zugeschnitten werden. Lehrer können spezifische Module oder Übungen für bestimmte Schülergruppen bereitstellen, sodass jeder auf seinem eigenen Niveau gefördert wird.
Aber verlernen die Kinder dann nicht das „echte Schreiben“?
Die Erhaltung der Handschrift durch Geräte wie Tablets mit Stiften (z.B. Apple Pencil oder Surface Pen) ermöglicht es Schülern, weiterhin handschriftlich zu arbeiten. Dies kann in Apps integriert werden, die handschriftliche Notizen zulassen, um den Schreibfluss und die motorischen Fähigkeiten zu trainieren. Zudem sind Schreibtrainings bereits durch digitale Handschrift-Schulungen in Apps als Übungen verfügbar. Diese helfen, die Feinmotorik zu fördern und gleichzeitig die digitalen Kompetenzen zu schulen. Weiter wäre zu überlegen, Hybrid-zwischen Hand- und Druckschrift zu generieren: Um die Vorteile der Handschrift zu bewahren, könnte ein Teil der Aufgaben weiterhin handschriftlich, aber dann digitalisiert werden. Zum Beispiel könnten Schüler ihre handschriftlichen Notizen abfotografieren und in ihre digitalen Portfolios integrieren.
Nicht zuletzt hat die Corona-Zeit uns viel gelehrt, und die Erkenntnisse aus der Pandemie im Bezug auf das Homeschooling sind vielfältig:
- Digitale Spaltung: Während der Pandemie wurde deutlich, dass nicht alle Schüler gleichen Zugang zu digitaler Bildung hatten. Ungleichheiten in der Ausstattung (z.B. fehlende Laptops oder schwaches Internet) müssen behoben werden, indem allen Schülern Zugang zu Endgeräten und stabilen Internetverbindungen ermöglicht wird.
- Lehrerfortbildung: Viele Lehrer fühlten sich in der Nutzung digitaler Tools überfordert. Eine regelmäßige Weiterbildung der Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Plattformen ist essenziell, um den Unterricht effektiv zu gestalten.
- Fehlende soziale Interaktion: Das Fehlen von direkter Interaktion und Gruppenarbeiten hat bei Schülern das soziale Lernen beeinträchtigt. Lösungen könnten darin bestehen, verstärkt auf hybrides Lernen und interaktive Gruppenarbeiten zu setzen, um die soziale Komponente zu fördern.
- Motivationsprobleme: Einige Schüler hatten Schwierigkeiten, sich im Homeschooling zu motivieren. Gamification-Ansätze, personalisierte Lernpfade und regelmäßige Lehrer-Schüler-Interaktion könnten helfen, diese Probleme zu überwinden.
- Kommunikation mit Eltern: Während der Pandemie hat sich gezeigt, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Eltern ist. Regelmäßiger Austausch über den Lernfortschritt und digitale Elternabende könnten diese Kommunikation verbessern.
So dass man erkennt, dass die Technik nicht bei allen gleich gut war. Es ist erforderlich, Materialien und Infrastruktur für digitales Lernen gleichzustellen:
- Geräte für alle Schüler: Notebooks, Tablets oder hybride Laptops mit Internetzugang sind die Basis. Schulen müssen sicherstellen, dass jeder Schüler ein Gerät zur Verfügung hat.
- Lernplattformen: Software, die Unterrichtsplanung, interaktive Übungen und die Zusammenarbeit zwischen Schülern erleichtert. Beispiele sind Classroom oder Microsoft Teams, die in den Unterricht integriert werden.
- Zugang zu digitalen Schulbüchern: Über digitale Bibliotheken oder Verlage, die lizenzierte digitale Inhalte bereitstellen, können Schüler jederzeit auf ihre Lernmaterialien zugreifen.
Technischer Support: Schulen benötigen IT-Support, um sicherzustellen, dass technische Probleme schnell gelöst werden können. Lehrer müssen regelmäßig in der Nutzung der digitalen Tools geschult werden.
Ein großes Problem, über das man hier auch sprechen muss, sind die Kosten: Die Kosten einer vollständigen Digitalisierung der Schulen hängen von mehreren Faktoren ab, darunter Infrastruktur, Geräte, Software, Schulungen und laufende Wartung. Eine grobe Kostenabschätzung kann folgende Aspekte berücksichtigen:
- Digitale Endgeräte: Jeder Schüler und jede Lehrkraft bräuchte ein Laptop oder Tablet. Die Preise liegen bei etwa 300–800 € pro Gerät. Für eine Schule mit 500 Schülern und 50 Lehrkräften könnten die Kosten allein für die Geräte etwa 165.000–440.000 € betragen (alle 3–5 Jahre).
- Wartung und Support: Jährliche Kosten für Wartung, Updates und technischen Support pro Schule könnten bei etwa 50.000–100.000 € liegen, abhängig von der Größe und dem technischen Bedarf.
- IT-Infrastruktur: Der Ausbau von schnellem Internet, WLAN-Netzwerken und Servern ist notwendig. Diese Infrastrukturkosten könnten pro Schule bei etwa 100.000–250.000 € liegen, abhängig von der Größe der Schule und der Qualität der vorhandenen Infrastruktur.
- Softwarelizenzen: Die Lizenzgebühren für Lernplattformen, digitale Schulbücher und andere Tools betragen jährlich etwa 50–100 € pro Schüler. Für eine Schule mit 500 Schülern ergeben sich somit jährliche Lizenzkosten von etwa 25.000–50.000 €.
- Lehrerausbildung: Die Schulung von Lehrkräften im Umgang mit neuen digitalen Tools kostet pro Lehrer etwa 500–1.000 €. Für 50 Lehrkräfte wären dies 25.000–50.000 €.
- Digitale Schulbücher und Lehrmaterialien: Die Kosten für digitale Schulbücher könnten ebenfalls pro Schüler und Jahr 100–150 € betragen, abhängig von den Verlagen und Inhalten. Für eine Schule mit 500 Schülern wären dies etwa 50.000–75.000 € pro Jahr.
Gesamtinvestitionen: Bei diesen Annahmen könnte die Digitalisierung einer Schule mit 500 Schülern und 50 Lehrkräften anfänglich 400.000–1 Mio. € kosten. Die laufenden jährlichen Kosten, einschließlich Wartung, Lizenzgebühren und Geräteersatz, könnten etwa 100.000–200.000 € betragen.
Die aktuellen Kosten im Bildungssektor variieren je nach Jahr und spezifischen Ausgaben: Im Jahr 2022 lagen die Ausgaben für Bildung, Jugend und Sport im Land Sachsen-Anhalt bei etwa 3,8 Milliarden Euro. Diese Summe umfasst sowohl die Ausgaben für Schulen und Hochschulen als auch für frühkindliche Bildung und andere Bildungsbereiche.
Die Digitalisierung mag vielleicht ein erster Schritt sein, aber ist das Lernen aus Büchern (oder digitalen Lehrbüchern) überhaupt noch zeitgerecht? Ist das praktische Lernen nicht viel wichtiger und nachhaltiger? Ist es nicht eigentlich unser Hauptaugenmerk, die Kinder auf ein Leben mit verschiedenen Aufgaben vorzubereiten und daher eine ganzheitliche Schule mit flexiblen Bildungsstrukturen nicht ein wesentlich besserer Weg für unsere Kinder? Sollte nicht vielleicht einmal damit begonnen werden, die Lehrpläne dem Zeitgeist anzupassen, die Lerninhalte alltags- und zukunftsorientiert zu gestalten und dann weiter zu denken?
Eine Schulreform für das Jahr 2050 in Sachsen-Anhalt könnte eine ganzheitliche und flexible Bildungsstruktur schaffen, die auf den individuellen Bedürfnissen der Schüler, der Förderung von Kompetenzen für die Zukunft und einer starken Verbindung zwischen Schule und Gesellschaft basiert. Unter Berücksichtigung moderner pädagogischer Ansätze und technischer Entwicklungen würde die Reform auf neue Lernformen, flexible Schulstrukturen und interdisziplinäre Bildung abzielen. Dabei werden die Herausforderungen wie der demografische Wandel und Fachkräftemangel außer Acht gelassen.
Eine Schulreform könnte diese Punkte beinhalten:
- Neustrukturierung des Bildungssystems:
Die klassische Einteilung in Grundschule, Hauptschule, Realschule und Gymnasium könnte durch eine flexible und durchlässige Schulstruktur ersetzt werden, die individuelle Lernwege und Interessen stärker berücksichtigt:
- Elementarbereich (3 bis 6 Jahre):
- Kinder besuchen Lern- und Erlebniszentren, die stark auf spielerisches Lernen und neugiergetriebene Projekte setzen.
- Hier werden neue Technologien wie interaktive Lernplattformen eingesetzt, die den Entdeckungsdrang unterstützen, ohne Druck zu erzeugen.
- Soziale und emotionale Kompetenzen werden gefördert, um Kinder auf das gemeinschaftliche Lernen in späteren Schulstufen vorzubereiten.
- Flexibler Grundbildungsbereich (6 bis 12 Jahre):
- Anstelle fester Grundschulen wird ein flexibles System eingeführt, das Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren in einer offenen Lernumgebung zusammenbringt.
- Lernen erfolgt durch projektbasiertes und interdisziplinäres Arbeiten, das Fächergrenzen auflöst. Mathematik, Naturwissenschaften, Kunst und Sprachen werden in realen Kontexten vermittelt.
- Individuelle Lernpläne: Jeder Schüler erhält einen maßgeschneiderten Lernplan, der auf seinen Interessen, Stärken und Entwicklungsbedarfen basiert. Technologie hilft dabei, Lernfortschritte kontinuierlich zu überwachen.
- Team Teaching: Mentoren arbeiten in Teams und begleiten die Schüler bei Projekten, anstatt frontal zu unterrichten.
- Sekundarstufe I (12 bis 16 Jahre):
- Schüler wählen Fachmodule, die ihren Interessen und Fähigkeiten entsprechen. Anstatt in starren Klassen zu lernen, wechseln sie zwischen Lernbereichen, die projekt- und kompetenzorientiert sind.
- Digitale Lernumgebungen sind standardisiert, um Schülern Zugang zu globalem Wissen und kollaborativen Plattformen zu ermöglichen. Gleichzeitig gibt es Maker Spaces, in denen Schüler praktisch arbeiten, Dinge erfinden und ihre Kreativität ausleben können.
- Praxisorientiertes Lernen: Der Unterricht wird stärker an realen Problemen und Herausforderungen ausgerichtet. Durch Kooperationen mit Unternehmen, Universitäten und kulturellen Einrichtungen erleben Schüler praxisnahe und anwendungsbezogene Projekte.
- Sekundarstufe II (16 bis 18 Jahre, Abitur):
- In der Oberstufe können Schüler weiterhin individuelle Lernpfade verfolgen. Es gibt keinen einheitlichen Lehrplan mehr, sondern flexible Bildungswege, die auf berufliche Vorbereitung, akademisches Lernen oder kreative Projekte ausgerichtet sind.
- Dual Learning: Kooperationen mit Hochschulen und Betrieben ermöglichen eine Verzahnung von akademischem Lernen und praktischer Arbeitserfahrung.
- Interdisziplinäre Abschlüsse: Schüler wählen Themen, die verschiedene Fächer verbinden, wie z.B. Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit oder Kulturwissenschaften, und arbeiten an praxisnahen Projekten mit Mentoren aus der Wirtschaft und Wissenschaft.
- Flexibilisierung der Lernumgebung:
Die Schulgebäude der Zukunft sind keine starren Institutionen mehr, sondern flexible Lernräume, die sich an die Bedürfnisse der Schüler anpassen:
- Offene Lernlandschaften: Die klassischen Klassenzimmer werden durch flexible Lernräume ersetzt. Es gibt Projektbereiche, Ruhezonen, Kreativwerkstätten und digitale Labore, die je nach Projekt oder Unterrichtseinheit genutzt werden.
- Naturintegrierte Schulen: Die Schulumgebung ist stark mit der Natur verbunden. Lernräume im Freien, Gärten und Umwelterkundungen sind fester Bestandteil des Unterrichts, um ein tieferes Verständnis von Nachhaltigkeit zu fördern.
- Digitale Infrastruktur: Alle Schulen sind vollständig digitalisiert. Jeder Schüler hat Zugang zu personalisierter Lernsoftware, die an den individuellen Lernfortschritt angepasst ist. Technologie dient dabei als unterstützendes Werkzeug, das den Unterricht ergänzt, aber nicht ersetzt.
- Altersübergreifendes Lernen und Peer Learning:
- Schulen der Zukunft fördern das altersübergreifende Lernen, in dem jüngere und ältere Schüler gemeinsam an Projekten arbeiten. So wird ein starker gemeinschaftlicher Lernprozess angestoßen, bei dem ältere Schüler Verantwortung übernehmen und jüngere inspiriert werden.
- Peer Learning wird zum festen Bestandteil des Lernens. Schüler lehren und unterstützen sich gegenseitig, was nicht nur das Wissen vertieft, sondern auch soziale Kompetenzen stärkt.
- Fächerübergreifende und projektbasierte Lernmethoden:
- Interdisziplinarität wird zum zentralen Prinzip der Bildung. Schüler bearbeiten Projekte, die verschiedene Fächer und Themenbereiche miteinander verbinden, wie z.B. Klimawandel, Urbanisierung oder technologische Innovationen.
- Projektbasiertes Lernen (PBL): Der Unterricht wird in Form von Projekten organisiert, die von den Schülern selbst initiiert und von Mentoren begleitet werden. Die Projekte sind praxisnah und oft in Zusammenarbeit mit externen Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft.
- Design Thinking und Problemlösungsmethoden: Schüler arbeiten an realen Problemen und wenden kreative Methoden wie Design Thinking an, um innovative Lösungen zu entwickeln.
- Neue Rolle der Lehrkräfte: Coaches und Mentoren:
- Lehrer der Zukunft fungieren weniger als traditionelle Wissensvermittler, sondern mehr als Lerncoaches und Mentoren. Sie begleiten die Schüler individuell und helfen ihnen, ihre Lernziele zu erreichen.
- Team Teaching: Mentoren verschiedener Disziplinen arbeiten zusammen, um interdisziplinäre Projekte zu entwickeln. Sie unterstützen sich gegenseitig und bieten den Schülern eine breitere Lernperspektive.
- Stärkung der emotionalen und sozialen Kompetenzen:
- In der Zukunft wird stärker auf die emotionale Intelligenz und die sozialen Fähigkeiten der Schüler geachtet. Regelmäßige Mediation, Teamwork und soziales Lernen werden fest in den Lehrplan integriert, um Konfliktlösungsstrategien und gemeinschaftliche Verantwortung zu fördern.
- Kulturelle Bildung wird gefördert, indem Schüler verschiedene Künste, Theater und Musik in ihren Lernalltag integrieren.
- Evaluation und Leistungsbewertung:
- Die herkömmlichen Notensysteme werden durch eine kompetenzbasierte Bewertung ersetzt. Schüler werden nach ihren individuellen Fortschritten und ihrer Fähigkeit, Probleme zu lösen, bewertet.
- Portfolio-Arbeit: Schüler dokumentieren ihre Lernfortschritte in digitalen Portfolios, die ihre individuellen Stärken und Lernprojekte abbilden.
- Selbstreflexion und Peer-Feedback werden ebenfalls zentrale Bestandteile der Bewertung, um kontinuierliches Lernen und persönliche Weiterentwicklung zu fördern.
Die Schulreform für 2050 in Sachsen-Anhalt stellt sich eine flexible, individuelle und interdisziplinäre Bildungslandschaft vor, in der der Fokus auf kompetenzorientiertem Lernen, altersübergreifender Kooperation und der Vernetzung von Schule und realer Welt liegt. Technologie wird als unterstützendes Werkzeug gesehen, während emotionale und soziale Fähigkeiten ebenso wie kreative und praktische Problemlösungen in den Mittelpunkt rücken. Der Wandel zu einer solchen Bildungslandschaft setzt voraus, dass Schulen zu offenen Lernzentren werden, die Schüler in ihren individuellen Interessen und Potenzialen fördern.
Diese Form der Bildung für unsere Kinder und Enkel zu fordern, obliegt unserer Generation. Schreiben Sie an die Bildungsminister Ihres Bundeslandes. Fordern Sie die beste Bildung für diese und die nächsten Generationen!
Hier sind die aktuellen Anschriften und Namen der Bildungsministerien sowie der Bildungsminister der genannten Bundesländer:
- Sachsen-Anhalt:
Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt
Leiterstraße 9
39104 Magdeburg
Bildungsministerin: Eva Feußner (Stand: 2024)
- Sachsen:
Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Carolaplatz 1
01099 Dresden
Bildungsminister: Christian Piwarz (Stand: 2024)
- Thüringen:
Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport
Willy-Brandt-Platz 1
99084 Erfurt
Bildungsminister: Mario Wendt (Stand: 2024)
Verfasser: Carla Kolumná | 08.09.2024
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