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Sachsen-Anhalts geheime Machtzentren - Heinrich II. und seine unglaubliche HinterlassenschaftWarum Merseburg das Herz der deutschen Kaiser war! Schätze, die 1000 Jahre alt sind! Wunder, die die Zeit überdauert haben! Mitteldeutschland ist immer eine Reise wert. Burgen, Schlösser und sogar Kaiserpfalzen und Dome zieren die Mitte Europas. Und das südliche Sachsen-Anhalt ist das Zentrum davon. Ob die Kaiserpfalz in Memleben oder gar die Pfalzburg in Merseburg – beide waren Anlaufpunkte verschiedener deutscher Könige und Kaiser. Ein Kaiser, der besonders Geschichte geschrieben hat und diese Region sehr oft besuchte, war Kaiser Heinrich II. aus dem Geschlecht der Ottonen. Er und seine Frau Kunigunde besuchten Merseburg und dessen Kaiserburg ganze 28 Mal. Selbst seinen Geburtstag (am 6. Mai) verbrachte er nicht selten in der Saalestadt. Besonders bedeutend ist er für Merseburg, weil er 1004 das Bistum Merseburg wieder errichtete. Mit ihm wurden die Herrschaftsbereiche und Refugien der Diözese Merseburg vollkommen neu vergeben. Heinrich II., der im gleichen Jahr deutscher Kaiser wurde, trat viel Macht und vor allem finanzielle Mittel seines Volkes an den neu entstehenden Dom ab. Der Merseburger Dom stellt ein wunderbares Zeugnis seiner gewachsenen Geschichte dar. Man findet mittelalterliche, aber auch Renaissance- und barocke Zeugnisse in diesem opulenten Gotteshaus. Nicht zuletzt die barocke Ausschmückung durch die Wettiner Herzöge in Merseburg, die zwischen 1656 und 1736 die Sekundogenitur Sachsen-Merseburg innehatten, lässt das Innere des Doms in strahlender Farbigkeit und goldenem Prunk erstrahlen. Über die Jahrhunderte, in denen der Dom durch die verschiedensten Herren besucht und genutzt wurde, wurden einige Schätze ganz besonders gehütet. Die Handschriften, die sich in der Dombibliothek verbergen und dort in gut klimatisierten Schränken und Hochregalen, teilweise hinter Glas, verwahrt werden, weisen über 1.000 Jahre in die Vergangenheit. Sie bieten einen einmaligen Einblick in die regionale Geschichte, die anderenorts durch Kriege, Brände oder einfach Unwissenheit der Archivare verloren gegangen und unwiederbringlich sind. Nicht nur die Zaubersprüche und die Rabenlegende finden sich in den Schriften des Domarchives, auch Aufzeichnungen der Merseburger Wunder sind hier erhalten geblieben. Zudem kann man eine Vielzahl an Urkunden und sogar Inventurlisten des Domschatzes finden, wenn man denn nur richtig zu suchen weiß. Die Merseburger, allen voran Markus Cottin, Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek Merseburg, haben in ihren Beständen viele wiederentdeckte Zeugnisse der Heinrich-Verehrung zusammengetragen und durch Leihgaben aus Bamberg ergänzt. So entstand eine Heinrich-Ausstellung, wie es sie bisher noch nicht gab. Etwas unscheinbar mögen da die Schriftdokumente sein, die im Handschriften-Schatz ausgestellt sind und sich im kleineren Schauraum des Domschatzes befinden, der durch den prächtigen „Ottomantel“ aus dem 10. bis 11. Jahrhundert dominiert wird. Eindrucksvoll ist ein Faksimile eines großen Buches, das eigentlich zu den Exponaten in Bamberg gehört, aber durch die Zusammenarbeit der beiden Bistümer, die Heinrichs II. Hauptwirkungsstätten waren, kann hier eine bebilderte Doppelseite mit Merseburger Domschätzen gezeigt werden. Besonders hervorzuheben ist hier der Heinrichskelch, der auch Teil eines Wunders in Merseburg war. Der Schmalkaldische Krieg (1546–1547) forderte jedoch seinen Tribut, und der Kelch wurde zu barem Geld umgeschmolzen. Ein weiterer Kernpunkt der Ausstellung ist die Heiligenverehrung des Kaiserpaars Heinrich II. und seiner Gattin Kunigunde. Darstellungen der beiden Hauptstifter und späteren heiligen Herrscher findet man zuhauf im Dom – ob als Schmuck am Kirchengestühl, auf Wandmalereien, in Schnitzbildern der Wände oder als Darstellungen auf dünnem Goldblech. Überall findet man Zeugnisse ihrer Verehrung, und wenn nicht das Kaiserpaar selbst dargestellt ist, dann der Kelch, von dem es heute nur noch einen ähnlichen aus der Barockzeit im Domschatz gibt. Prachtvoll und sehenswert ist der in der Michaeliskapelle ausgestellte Altar von Lucas Cranach dem Älteren, der auf seinem Seitenbild eine Darstellung Heinrichs II. mit dem Dom zeigt. Der vierflügelige Doppelaltar ist nicht nur wunderbar erhalten, sondern auch durch die zwei Hauptbilder (Kreuzigung und Kreuzabnahme) und die acht Flügelbilder in seiner Art sehr selten anzutreffen. Ursprünglich stand er in der Mitte der Kirche, und man musste ihn umgehen, um alle Seiten gut zu betrachten und sich daran zu erfreuen. Für die damalige Zeit war der Altar mit nur 100 Gulden in Gold ein echtes Schnäppchen. Eine qualitativ so wertvolle Arbeit, die heute nur 21.557,00 € kosten würde, war ein unschlagbares Angebot, zumal man sich vor Augen halten muss, dass Cranach schon damals ein bekannter Name war. Die kleine, aber feine Sonderausstellung anlässlich des 1.000. Todestages des heiligen Kaisers ist voraussichtlich noch bis Oktober 2024 im Dom zu Merseburg zu sehen. Ein Besuch des Merseburger Doms lohnt sich nicht nur wegen der interessanten Geschichte, die durch die Mitarbeiter der Dombibliothek und des Domarchives vermittelt wird, sondern auch, weil er kunstgeschichtlich sehr viel zu bieten hat. Und die Heinrich-Ausstellung ist dann nur noch das Tüpfelchen auf dem i. *) Nachdem Heinrich II. aus dem Abendmahlskelch getrunken und die Heilige Kommunion empfangen hatte, wurde der Kelch gereinigt. Doch das Wasser im Kelch verwandelte sich, wie durch ein Wunder, zu Wein, dem Blut Christi. Dieses und die Tatsache, dass man dem Kelch nachsagt, er sei das ausschlaggebende Gewicht bei Heinrichs Jüngstem Gericht gewesen, führten schließlich 53 Jahre nach seinem Tod zur Heiligsprechung des deutschen Kaisers. Verfasser: Nadja Laue (Stadtführerin in Weissenfels) | 08.08.2024 |
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