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Meisterwerk der Minimalistik: Helge Bauer schreibt an buergerstimme.net


Es gibt Nachrichten, die uns als Redaktion tief bewegen, sprachlich herausfordern und den kreativen Spielraum bis ins Mark testen. Dann gibt es E-Mails wie die von Helge Bauer. Keine Betreffzeile, keine Höflichkeitsfloskeln, keine Zeichensetzung – kurzum: ein Paradebeispiel sprachlicher Komprimierung. Lediglich zwei schlichte Worte fanden ihren Weg in die Nachricht: „Du Arsch“.



Helge scheint den Minimalismus nicht nur zu schätzen, sondern zur Perfektion getrieben zu haben. In Zeiten von ausufernden Textwüsten und wortreichen Erklärungen sollte man vielleicht innehalten und diesem Meisterstück Anerkennung zollen. Schließlich muss man erst einmal den Mut aufbringen, alle Satzzeichen wegzulassen! Punkt? Unnötig. Komma? Wer braucht das schon. Helge setzt ein Zeichen – indem er oder sie keine setzt.

Die Kürze der Nachricht wirft natürlich Fragen auf: Auf welchen Artikel bezieht sich Helge? Wir können mit bestem Wissen und Gewissen sagen, dass „Gesundheitsthemen“ oder spezifische Körperteile, wie der besagte „Arsch“, bisher keinen Eingang in unsere Berichterstattung gefunden hatten. Auch über eine möglicherweise verirrte politische Botschaft sind wir im Unklaren. Könnte Helge ein Regierungsfanboy oder ein -girl sein, der oder die uns einfach mal "durch die Blume" sagen wollte, was er oder sie von unserer kritischen Berichterstattung hält? Vielleicht wollte Helge uns aber auch wertschätzen, bestätigen und meinte: „Du hast Arsch in der Hose!“. In diesem Fall: Helge, vielen Dank für dieses Lob!

Und dann die Frage, die wir uns natürlich nicht stellen möchten, aber stellen müssen: Könnte Helge vielleicht einen Migrationshintergrund haben und das deutsche Satzbaugerüst ist ihm oder ihr noch nicht ganz vertraut? Denn es fehlt das entscheidende Verb oder auch ein Adjektiv. Ohne diese wichtige Komponente bleibt unklar, ob es sich um eine simple Beschimpfung handelt oder ob ein Mitstreiter der Bürgerstimme einen schönen oder knackigen Arsch hat. Und wer ist damit konkret gemeint?

Was auch immer Helge uns sagen wollte – wir bitten herzlich um Aufklärung. Eine zweite E-Mail mit mehr als zwei Wörtern wäre wirklich eine Erleichterung. Helge, wir wissen, es ist ein gewagter Schritt, doch vielleicht ein kleiner Satz? Ein „Hallo“ zur Begrüßung? Ein Komma hier und da? Wir freuen uns auf einen erneuten Versuch!

P.S.: Der Verzicht auf Satzzeichen war übrigens in der literarischen Welt immer schon umstritten. Vielleicht aber ist Helge einfach seiner bzw. ihrer Zeit voraus und revolutioniert gerade die E-Mail-Korrespondenz. Man weiß ja nie...



Verfasser: Michael Thurm  |  17.10.2024

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